Hand in Hand

Obwohl nach Aktenlage die Grenzen zwischen Scharfrichter und Büttel im Dresden des späten Mittelalters verschwimmen und beide immer wieder gleichzeitig genannt werden, so sollte dennoch davon ausgegangen werden, dass dieselben beruflich wie auch in Person getrennte Wege gingen. Ihr enges Hand-in-Hand nicht nur in Bezug auf Gefangennahme, Rechtsprechung und Aburteilung des armen Sünders sondern auch die örtliche Nähe beider "im Loche" macht es um so schwerer, die Grenzen scharf zu trennen, ob heute oder im Mittelalter, wo ebenfalls schon von des hengers stogk die Rede ist.

Dresden um 1555
Dresden um 1555

Klar festgestellt werden kann dagegen, dass beider Häuser zu Beginn der verfügbaren Aufzeichnungen Anfang des 15. Jh. in einem baulich schlechten Zustand waren, denn nicht nur 1407 heißt es 1 czymerman 2 gr., daz er hat gedakt czu dem putel und czu dem henger sondern auch zwei Jahre später wird ausgebessert an daz botels hows und an daz hengers hows. Um 1420 stellt zumindest der Rat in Rechnung: 1 ß 36 gr. vor eyn huz by deme henger, daz die burger dem henger kouften. Eine genauere Ortsangabe gibt erst eine Rechnung von 1455 preis, wo es heißt: 4 gr. 6 Pf. zcu dem borne in der Kottilgasse - Kuttelgasse: zwischen kleiner Kirchgasse und Galeriestraße - zcu fertigen an eymer von des bottils, hengirs und huren heuwsern.

Die Büttelgasse findet erstmals 1451 Eingang in die Geschichtsbücher. Später als Stockgasse bzw. große Frohngasse bekannt geworden war sie zwischen Kreuzgasse und Wilsdruffer Straße gelegen und nach 1945 nicht neu aufgebaut. 

Über Generationen hinweg befand sich hier die Ratsfronfeste. Noch im ältesten Adressbuch der Stadt von 1797 ist auf der Großen Frohngasse unter Nr. 470 das Haus des Stockmeisters Karl Gottlieb Stübler (bis 1828 58 Jahre in diesen Diensten) zu finden. Inwieweit des Raths Gerichtsdiener in Haus Nr. 471, Christian Gotthelf Stübler, mit diesem verwandt ist, lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen.

 

Noch mehrfach sind in Belegen der kommende Jahren Henker, Büttel und Hurenhaus zusammen im Loche aufgeführt, so:
1458: 9 gr. von des botils huse, von des temmers huse, von deme frauwenhuße von ytlichen 3 gr. den nagebawern zcu hulffe zcu eynem borne.
1461: 24 gr. zcu dem borne yn der gasse hinder Steffen von der 3 huß des boten, des themers unde der frawen huße.
146
7: 4 gr. 1 Pf. 1 hllr. Her Losemalcz gaterczinß (Wurfzins) von der hengerey, buteley, marstall, jodenhoffe und der frauwen huße
1489: 9 gr. minus 3 nawe heller wurffzcins von der hengerey, boteley, den fleischbencken und von der Judenstuben und von der nawen badestuben in der stadt.
1491: 5 ß Mattes Kwmollern vom gange uff der statmauern 200 und 40 elen langk zu machen und das gezcymer ist noch dem brande am meren teil uffs Creutzthormgen, die buteley, yns frawenhaus und an andere ende komen, des der gangk nicht hat mogen vollbracht werden.
Erst ein handschriftlicher Vermerk zur Scharfrichterordnung von 1501 vermerkt für das Jahr 1530 eine Verlegung der Wohnung des Henkers vor das Wilsdruffer Tor Nahe der Viehweide.