Reichenbach/OL. - Reichenbach/Vogtl. - Reichwalde - Rochlitz - Roßwein


Reichenbach/Oberlausitz

Örtlichkeiten:

Galgenberg samt Galgen an der Weißenberger Straße, Pranger zu Gersdorf (OT Markersdorf); Abdeckerplan bzw. Schindanger an der Gersdorfer Straße, die Commun-Grundstücke beinhalteten außerdem den "Meister-Garten".

erste bekannte Hinrichtung:

1580: wird Kaspar Grosche wegen Straßenraubes an dem Ochsenhändler Hans Packisch aus Freiberg mit dem Rade vom Leben zum Tode gebracht.

Obergerichtsbarkeit:

bis zur Reformation ausgeübt durch die Bischöfe von Meißen durch den Archidiaconus der Lausitz; Errichtung der sog. "Willkür" durch Gottfried von Sander, Besitzer von Reichenbach, 1658.

erste Nennung des Abdeckers:

in einer Urkunde Hans von Warnsdorf, Besitzer von Reichenbach/OL, vom 01. Jan. 1585 ist der Abdecker bzw. der Abdeckerplan benannt; Hinrichtungen erfolgten durch den Scharfrichter von Bautzen.

Gefängnisse:

Stockhaus (inbegriffen eine Stube für Schuld-Gefangene und 4 Zellen) unter Grundstücks.-Nr. 144.

Besonderheiten:

1729: hatten die beiden Todtengräber einen Erhängten in aller Stille beerdigt. Deshalb wurden sie auf Antrag der Bürgerschaft von der Herrschaft entlassen, und von dieser Zeit an überließ die Herrschaft der Kommune die Anstellung der Todtengräber.

Merk-Würdigkeiten:

Juni 1582 wird ein Selbstmörder zu Reichenbach durch den Bautzner Henker an einem Scheideweg begraben [verscharrt].


Reichenbach/Vogtl.

Örtlichkeiten:

Gericht (Ersterwähnung 1317; "auf der Gemeinde" (1680)); Galgenleihde (1731); Hinrichtung auf dem Markt 1735, 1737; Execution auf der Saugemeinde an zwei Kürassiren 1748, Erschießung vor dem Obertor 1761; Erwähnung des Prangers 1764; Galgenberg nördl. Netzschkau, versch. Hinrichtungen zu Mylau; 1677: Säckung einer Kindsmörderin im Anger bei dem kleinen Wehre;

Feldmeisterei (Ersterwähnung 1740).

Obergerichtsbarkeit:

1323: [20.] 22. Jan., König Ludwig IV. „der Bayer“ belehnt Heinrich Reussen von Plauen mit castrum Mylin [Mylau] & opidum Rychembach [Reichenbach] und vermittelt alle von seinem Vorfahren erlangten Rechts- und Gerechtigkeiten, u.a. über das Hohe- und Niedergericht. Datum Ratisbone [Regensburg].

erste Nennung des Schinders:

Winkler verzeichnet in seiner Stadtchronik für das Jahr 1491: ... sind die „Schinder und Abdecker fast alle verbrannt worden, weil sie die Weide allenthalben vergiftet, daß viel Vieh crepirt".

erste namentliche Nennung des Feldmeisters:

im Aufgebotsbuch 1666 mit Georg Hoffmann, Feldmeister allhier.

Gefängnisse:

1695: Tortur an dem Dieb bzw. Pferdedieb Simon Kettelpeter durch Bernhard Fischer, Scharfrichter zu Zwickau, im Rathaus unter der großen Gerichtsstube; Frohnveste genannt 1828; Gerichts- bzw. Rathsgefängnis.

Besonderheiten:

Rosine Brückner, verurteilt wegen Beihilfe zum Vatermord 1763, starb am 14. Februar 1764 bei der Entbindung. Den 21. Februar sollte der Körper durch den Schinderknecht nach Mylau gefahren werden, beim Holz über den Schneidenbach aber, weil die Mylauer keine Folge leisteten, damit wieder umgekehrt, und ist nach eingeholtem Urtel den 25. Februar mittelst Schleife nach Mylau „ohne Folge“ unters „Gericht“ gebracht worden.

Merk-Würdigkeiten:

1819: 28. März, wurde in der Scharfrichterei ein ermordete Kind gefunden. Die Thäterin war dessen Mutter, eine Magd aus Hof, sie wurde verhaftet, entkam aber aus dem Gefängniß.

1843: 08. Juni, ist der Scharfrichterknecht Wolfgang Adam Beiml, aus Linlas [Lienlas] gebürtig, auf dem Joppenberge bei einer Fuhre verunglückt und ums Leben gekommen.

Reichenbach/V. mit Meisterei 1878
Reichenbach/V. mit Meisterei 1878

Reichwalde [OT Boxberg/OL.]

erste namentliche Nennung des Scharfrichters:

1838: Gestorben ... Mstr. Joh. Gfr. Fischer, gewes. Scharfrichter in Reichwalde


Rochlitz

Örtlichkeiten:

Ersterwähnung der feymstete 1464; Galgenberg (1478) mit dem Gerichte bzw. Galgen (Neubau 1563/64, 1589, 1612, 1633, 1677; Reparatur 1602); Brandsäule "über der steinern Brücke"; Säckung in der Mulde 1588, 1599, 1624 "unter der Brücken", 1634; Hinrichtung auf dem Markt 1644; Gerichtshalle vor dem Schloss (um 1290); Hinrichtung auf der Unterbleiche bzw. dem niedern Bleichplane (1626, 1810). Schandhaube (1587, 1667, 1673); Schandflaschen zu Geringswalde, Hartha und Waldheim 1602, 1672 am Rathhaus zu Rochlitz; Neubau eines eichenen Prangers 1602 ufm Mühlplan, 1672 auf dem Markt, eines steinernen Prangers 1605 auf dem St. Peters Kirchhofe bzw. an dem Kirchweg; Erwähnung des Bäckerhäußchen [s. Narrenhäuschen] 1648;

Ersterwähnung der Schinderey 1573 auf der Unterbleiche, Reparaturarbeiten an der Cavillerei 1648, 1656; 1780: Wiederaufbau der Scharfrichterey nach Einäscherung am 07. Aug. 1779; 1863 Verlegung der Meisterei auf den niedern Bleichplane; 1584, 1762, 1787: unehrlicher Begräbnisplatz bei der Ziegelscheune (Schindanger);

erste bekannte Hinrichtung:

1514: Herzog Georg lässt Johann Günther, einen böhmischen Edelmann, erst zu Rochlitz ins Gefängnis setzen und schließlich vorm Schloss enthaupten. Das Vergehen desselben ist nicht bekannt.

Obergerichtsbarkeit:

vor 1379: Rochlitz erhält von den Gebrüdern Markgraf Friedrich dem Strengen, Balthasar und Wilhelm Ober- und Niedergericht.

1464: 10. Nov. Ernst, Churfürst, und Albrecht, Gebrüdere, Hertzogen zu Sachsen, Landgraven in Düringen und Marggraven zu Meissen verschreiben dem Rath zu Rochlitz pachtweise vor einen jerlichen Zinß, nemlich 24 ßo. groschen die Ober- und Nieder-Gerichte.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

1515 erwähnt das Amtshandelsbuch Meister Matis, der Auftecker; 1587 und 1598 als Skoriant verzeichnet.

erste Nennung des Scharfrichters:

1562 Bestellung des Altenburger Scharfrichters zu der peinlichen Frage; 1572 Hinrichtung durch den Leisniger, 1634 durch den Annaberger Scharfrichter.

Gefängnisse:

1298 nachweisbar; im Schloss mit dem finsteren Turm, inkl. Frohn-Veste und Marterkammer, mit lichtem Turm (1574: Karrasthurm), inkl. dem "Röhrmeister" (seit 1539), Fuchsgewölbe und Backstüblein (16./17. Jh.), auch als die Rochlitzer Jupen bekannt; 1525: Nennung des frons bzw. des Büttels 1632/33; 1658: Gefängnis am Rathaus, "Temlitz" oder "Temmeltze" genannt, im Untertor (1677), 1782: Frohnveste im Obertor (bis 1802).

Besonderheiten:

1356: Landgraf Friedrich verpfändet dem Nicolaus Sculteto (Schulze) in Rochlitz und seinen Erben 2 Denare vom dortigen Blutgericht (de judicio sangunis).

1519 und 1530 wird das Oberhofgericht und der Schöppenstuhl von Leipzig, als dort die Pest hauste, nach Rochlitz übergeführt.

1601: 27. Mai, Kurfürstin Sophie bestimmte in einem Schreiben an den Colditzer Amtmann gerichtet u.a. das er [der Abdecker zu Rochlitz] auch soviel Hunde als bißhero geschehen, erziehe und disfalls kein Mangel vorfalle. Wollet derhalben verordnen, das beruhrte drey Thaler jährlichen einbracht, und gebührlichen verrechnet."

Merk-Würdigkeiten:

1527: erscheint der streng katholische Herzog Georg 1527 in Begleitung vom Merseburger Bischof, vom Herrn Hugo von Penig und Ernst von Schönburg mit 2 Profosen auf dem Rochlitzer Rathaus, um mit Inquisition gegen die evangelisch Gesinnten einzugreifen; die verhörten Prediger mussten Verschiedenes widerrufen.

1567: Amtsrechnung - "21 gr. dem Abdecker vom finstern Torme [Gefängnis] reine zu machen.", gleiches 1573.

1824: 10. Nov., ermordete der Scharfrichter-Knecht Caspar Haag aus Ansbach seinen Reisegefährten und Vetter Georg Haag, in Folge eines Zwistes, durch einen Messerstich in die Brust.


Roßwein

Örtlichkeiten:

Halsgericht bzw. Fehmstätte im Teufelsgrund auf dem Hartenberg (1388), Halseisen bzw. Pranger unterm Rathaus.

Feldmeisterey rechter Hand des Brückenthores am Ende der Huttengasse oder westl. Vorstadt.

erste bekannte Hinrichtung:

1561: wurden zu Roßwein Anton Siegmund zuerst beide Ohren abgeschnitten, und dann wurde er nach geleistetem Urfrieden mit einem harten Staupenschlag des Landes verwiesen, weil er, wie die Formalien des beschworenen Urfriedens lauten, das gemeine Insiegel des Rates zu Roßwein in Dresden nachgravieren ließ.

Obergerichtsbarkeit:

1293: 18. März, Markgraf Friedrich übereignet dem Kloster Altenzelle die Stadt Russewin [Rosswein], ... mit dem Recht des Kirchenlehns, der peinlichen und bürgerlichen Gerichtsbarkeit, dem Marktzoll und allem Zubehör zu der gedachten Stadt Weichbild gehörig.

erste namentliche Nennung des Feldmeisters:

1569: der Rat zu Roßwein vermietet die Feldmeisterei an Philipp Hofmann, Feldmeister zu Meißen. Der Scharfrichter zu Roßwein richtet 1653 zu Mittweida, doch schon 1689 ist in einem Taufeintrag wieder nur vom Feldmeister zu Roßwein die Rede. Nachfolgend zeigte auch der Freiberger Abdecker Interesse an den Kavillereigeschäften im Amte.

Gefängnisse:

der Gehorsam im Rathaus, Bergtor, Frohnfeste beim Kreuztor.

Besonderheiten:

nach 1557 (-1586): ließ Kurfürst August von Sachsen nach Vollendung des Schloß-Baues zu Nossen, ein neues Amt anlegen, das … mit seinen bisherigen Stiffts-Städten, Forwergen und Dorffschafften allermeist dahin verwiese, auch die Administration der Ober-Gerichte, und was dazu gehörig, denen neuen Beamten zu Nossen befahl.  In welchem Zustande es bis dato verblieben, ausser daß E. E. Rath [zu Roßwein] die, mittlerzeit entfallenen Ober- und Criminal-Gerichte zu unsrer Zeit auf gewisse Jahre, und gegen Erlegung eines jährlichen Pacht-Geldes, eingeräumt bekam, welche sie jedoch letzlich des allzuhohen Quanti wegen selbst wieder übergeben.

Fundstück:

1431: 10. Juni, Wir Vincentius, Abt zu Zellen bekennen ... daß sich dieser kegenwertige Nickel Smeltzer, unser geborner Fruend in unser Stadt gehalden hot, und sich uf ewer Handwerg des Wollenwebens geworfen hot, thu ich euch zu wissen, daß er von frommen erlichen bederbten lueten, die sich redelich und erberlich gehalden hoben, geboren ist: nit von Phiffern, Spillueten, Scheffern, Badern, Leinewebirn, Vorsprechern (rabulis) noch von keinerley gerenden Lueten geboren ist.