Chemnitz - Colditz - Crimmitschau - Dahlen - Delitzsch


Chemnitz

Örtlichkeiten:

einer Sage nach gab es vor 1415 eine Richtstätte. Der Scharfrichterberg, auch Hüttmen- bzw. Hüttenberg bzw. Kapellenberg soll Keimzelle / Urspungsort von Chemnitz sein. Hinrichtungen hinter dem Kloster an der Straße nach Penig um 1523, danach beym Schloße bzw. auf dem Klosterhof, auf dem Markt, auf dem Schloss, an der Wald-Ecke; Verlegung der Richtstätte vom Kuhanger (auch: Henkergasse) vor dem Johannistor nach dem sogenannten Sauanger vor das Chemnitzer Tor 1549, 1553 steinern, 1707 renoviret und ausgebessert. Galgenberg lt. Messtischblatt Augustusburg 1980 Nahe der Augustusburger Straße 499 (heute: Ponyhof Jägersruh), gleiches nördlich von Rabenstein (OT Chemnitz); um 1579 Ewähnung des Prangers vor der Kirche. 1632 Bau der Soldatenjustiz und des Esels auf dem Markt (Abbau des Galgens hier 1757), Säckung hinter dem Schloss im oberen Teiche am Küchwalde 1730;

Schindanger am Zeisigberg, Scharfrichterei [zu Gablenz]

erste bekannte Hinrichtung:

1490 wird ein Kirchendieb, Valten Zeißmann (Stadtpfeifer) mit Namen, gehenkt.

Obergerichtsbarkeit:

Die Obergerichte der Stadt Chemnitz und deren Weichbild, welche 1375 mit der Herrschaft Rabenstein von den Dynasten von Waldenburg an’s Chemnitzer Kloster verkauft wurden, hatten stets einen Gegenstand des Zankes abgegeben.

1423: 24. Juni, Kurfürst Friedrich verkauft der Stadt [Chemnitz] seine Gerichte daselbst mit ihren Einkünften und das Urbar für 2.556 rhein. Gulden auf Wiederkauf.

erster Hinweis auf Abdecker bzw. Scharfrichter:

Das Wohnhaus bei der Kavillerey (vor dem Johannistor) muß der Rath bauen, die Hundeställe und Schinderhütten das Amt. Anno 1516 wurden die Hundeställe wieder erbauet, und in wesentlichen Stand gesetzet. Erwähnung der Cavillerey bzw. Scharfrichterei 1632 in der Nikolaivorstadt. Sie wurde daselbst am 18. August d.J. in Brand gesteckt.

Gefängnisse:

1466: ließ der Bischoff zu Meißen, Caspar, einen päbstlichen Nuntius, Marinum de Tregeno, wegen vieler verübter Bosheiten, auf dem hiesigen Bergkloster bey Chemnitz arretieren; im Pfortenturm beim Franziskanerkloster werden 1468 Gefängnisszellen erwähnt. Gefängnisse auf dem großen Turm an der St.-Jacobs-Kirche 1614, im Rathaus 1632, im Turm an der Lohgasse 1668, "Bürgerlust" genannt; Erwähnung der Frohnfeste am Schloss 1762, Verlegung derselben 1811 neben das Chemnitzer Tor..

Besonderheiten:

1452: lässt der Ablaßprediger Johanne de Capistrano auf dem Markt alle Karten-, Brett- und Würfelspiele verbrennen. Gleiches geschah mit schlechter Tuchware 1509, welche gleichfalls erst zerrissen und danach öffentlich verbrannt wurde. Die Schneider, welche solche verkaufen wollten, wurden aus der Stadt verbannt.

Merk-Würdigkeiten:

1697: 15. Febr., verbrannte der Büttel auf dem Rathhause den hohen französischen Haarputz einer hiesigen Bürgerstochter.

1741: März, gab sich ein Deserteur bei dem Römerischen Regiment [zu Leipzig] an, dessen Name in Chemnitz an den Galgen geschlagen worden. Weil aber der General-Pardon publicirt, und er in Halle als Bürger und Meister obgedachter Ursachen halber Verdruß bekommen hatte, so ist er zusammt dem Steckenknechte vom Regiment ehrlich gemacht und sein Name vom Galgen genommen worden.

Chemnitz mit Scharfrichterei und Gericht 1781
Chemnitz mit Scharfrichterei und Gericht 1781

Colditz

Örtlichkeiten:

Nennung des Galgens 1558, Neuerrichtung dessen 1576 mit 2 Säulen, 1594 Neubau eines Galgens mit 3 Säulen; ebenso 1746; Säckung 1580 bzw. 1625 vor dem Nikolaitor im Westen (in der Zwickauer Mulde); 1620 Hinrichtung auf dem Markt; 1625: Neubau eines (2.) Galgens zwischen den Dörfern Kollmen und Zschadraß, nördöstlich von Colditz; Erwähnung des Pranger 1824; zudem Schandsteine, am Rathaus hängend.

Scharfrichterei auf dem Communanger No. XI. vor dem Töpfertor (im Süden), benannt einige Stück Feld beim Gerichte sowie der Schindergraben.

erste bekannte Hinrichtung:

Stadtbrand 1504, wobei u.a. das Schloss, die Kirche, die Schule und das Pfarrgebäude in Flammen aufgehen. Der Brandstifter, ein Beckerknecht Namens Clemens Bock, wird nachmals verbrannt.

Obergerichtsbarkeit:

1545: werden die Obergerichte der Stadt Colditz pachtweise gegen eine jährliche Summe von 10 fl. übertragen. Im gleichen Jahr war die Erbgerichtsbarkeit abgetreten.

erste Nennung des Scharfrichters:

1627: stellt die Stadt Colditz ihren ersten Scharfrichter an. Dieser musste für sich und seine Nachkommen versprechen, daß er alle und jede bei der Stadt vorfallenden scharfen Execution, für ein Neuschock jedesmal verrichten oder durch einen andern Scharfrichter verrichten lassen wolle; allerdings ward schon 1580 ein Hundeschläger eingestellt, welcher im Hospital wohnte.

Gefängnisse:

auf dem Schloss, genannt 1558 (die "Schneiderei"); in der Hauptwacht auf dem Markt (1792 abgerissen), Frohnfeste (erstmals genannt 1795), 1812 - 1814 werden in der St. Nikolaikirche Kriegsgefangene verwahrt, Gefangene im "Landsarbeitshause" 1824.

Besonderheiten:

1658: Die Stadtrechnungen von Rochlitz vermerken: "7 gr. 6 Pf. des Cavillers Sohn von Colditz, welcher sich mit den hiesigen Cavillern Sohn Daniel Schultzen gezanket und endlich Schulzen mit einem Krug auf den Kopf geschlagen. - 24 gr. Daniel Schultzen, welcher zu solchem Zank anfangs Uhrsach gegeben"

1683: musste der Scharfrichter bei der Hinrichtung des Gottfried Ronneberger, Sohn eines Bauern aus Schwaara, 18 Jahre alt, zwei Hiebe mit dem Schwert tun.

Merk-Würdigkeiten:

1600: 27. April, mußte der junge Gregor Wehner, welcher Gregor Eydnern erstochen hatte, öffentlich Kirchenbuße thun, wurde dann auf freien Fuß gestellt, und verurtheilt, 6 Jahre lang in Ungarn gegen die Türken zu dienen.


Crimmitschau

Örtlichkeiten:

1501: ist die Kirch zu St. Wolffgang gemauert worden. Diese Capell hat gestanden beym Galgen (Neuerrichtung 1583); Viertel am Galgenberge; 1614: Säckung einer Kindsmörderin in der Pleiße; 1750: Frankenhäuser Gerichtsstätte. (1750).

Die Meisterei (Scharfrichterei, Feldmeisterei, Hängerei) am heutigen Neumarkt (am Scheunenanger) an der Pleiße gelegen.

erste bekannte Hinrichtung:

1443: 09. Aug., wird der Bürger Thomas Moller durch den Czuchtiger enthauptet.

Obergerichtsbarkeit:

1414: 04. Juni, erteilt Wilhelm „der Reiche“ Markgraf von Meißen [+ 30.03.1425] der Stadt Weichbild und Stadtrecht und bestätigt ihre vorigen Rechte und Gewohnheiten, in welcher die ertheilten Gerechtigkeiten nicht namentlich aufgeführt sind, sondern gesagt wird, daß ihr gleiche Rechte, wie die Stadt Schmölln besitze, ertheilt würden. … Diese Gerechtigkeiten beschränken sich auf „Gericht uber Hals unnd Hand oberst und niderst in Stat unnd zugehörigen fluren, auch Zcolle, Zcinße unnd nutzung“ gegen eine Jahrrente von demselben Betrage, in welchem eine solche von Crimmitschau abzuentrichten war, nemlich 30 neue Schock Groschen.

Gefängnisse:

Erbauung der Frohnfeste nach Oktober 1824 am oberen Thor im Turm. Planung zum Bau von Gefängnissen im Dörrschen Hause hinter dem Rathaus 1847 wurde wieder verworfen.

1852: Der Bauplan des Rathhauses erwähnt das Einzelgericht mit den nöthigen Gefangenenlocalien und einer Dienstwohnung für den Gerichtswachmeister … im Anbau ein Criminal- und Civilarrest … einzurichten.

Besonderheiten:

Gewohnheitsrecht [Ende 16. Jh.]: Wenn Weibspersonen einander geschimpft hatten, so mußten sie, wenn beyde schuldig waren, an der Rathhaußthüre einander gegenüberstehen, und ward jedem Theil eine Art von bleyernem Gewicht an den Halß gehängt.

Auch war sonst in Crimmitzschau die Gewohnheit, welche auch in andern Orten … eingeführt war, daß liederliche Weibspersonen sich auf den niederen Stadtthurm begeben musten, allwo oben auswendig ein großer Korb befindlich war. In diesen musten sie sich setzen, worauf sie dann jähling in den unten am Thore befindlichen Teich herabgelassen wurden.

Merk-Würdigkeiten:

1633: Unter währender Pest-Zeit hat eine Hure ihr Kind nach der Geburt umbracht, welche zu gefänglicher Hafft gebracht, und beym Gerichts-Knecht geschlossen gesessen, welcher sie des Nachts loß geschlossen, und mit ihr in die ausgestorbenen Häuser stelen gegangen, weidlich gefressen, gesoffen, er auf der Cyther geschlagen, und sie getantzet. Darüber man sie ertappet, beyde bestrickt, darauf sie unter dem Währe im Sacke ersäufft, er aber an den Galgen gehencket worden.

1639/40: ist grosse Hungers-Noth allhier gewesen, denn der Scheffel Korn 10 Gülden und noch mehr gegolten, da ist mancher Mensch Hungers wegen gestorben, man hat Graß gekocht, das Fleisch von Aesern, Hunden und Katzen gessen, des Hungers sich zu erwehren.

Chrimmitschau mit Richtplatz und Meisterei 1859
Chrimmitschau mit Richtplatz und Meisterei 1859

Dahlen

Örtlichkeiten:

Galgenberg SW Dahlen (nördl. von Luppa)

Abdeckerei:

Fischer, Friedrich Christian Gottlieb, um 1802 Scharfrichter und Abdecker in Oschatz, dann dgl. in Pomßen, seit 1810 dgl. u. Stadtgutsbesitzer in Dahlen/Sa. (im Bürgerbuch Oschatz lt. Auskunft des dortigen Stadtarchivs nicht aufgeführt)


Delitzsch

Örtlichkeiten:

1411: Erwähnung des Galgtores (im Osten der Stadt); 1421: Errichtung (Neubau?) des Galgens im Bereich des heutigen Bahnhofsgebäudes an der Eisenbahnstraße), Neubau 1457, gleiches auch 1547 mit 26.000 Mauerziegeln, Renovierung dessen 1654, Auflösung der Delitzscher Gerichtsstätte 1818; 1433: Erneuerung des Galgens zu Rubach, 1521 Erneuerung der verfallenen Gerichte in Gertitz, Elberich und Rubach; 1477: Erwähnung der Galgenbrücke; 1499: Der Henkersturm - im Bereich zwischen dem Breiten Turm und dem Malzhause (ungefähr Mauergasse 21) - wird ausgebessert. Hier wurden auch die Torturen vollzogen; Halseisen (Pranger, 1594); 1631: werden auf dem Markt Stockhaus, Justiz (Militärgalgen) und Esel errichtet.

1527: Die muthwilligen und ungehaltenen Weiber zu stillen, ließ man für 22 Gr. zwei Bußtocken machen. Es waren zwei hohle, hölzerne, flaschenartige Gefäße, die man den Weibern, welche an Markttagen wiederholt ärgerliches Gezänke trieben, umhing; Kaiserhäuschen (1540) ähnlich dem "Diebskorb" zu Borna)

1522: Ersterwähnung der Abdeckerei vor dem Breiten Turm (heute: August-Fritzsche Str. 12),  durch Brandstiftung 1637 teilweise zerstört, um 1660 wieder aufgebaut; 1548: wird ein Kind in der Schinderei begraben; 1539: Nennung des Schindanger.

erste bekannte Hinrichtung:

1396: Fünfe wurden mit dem Strange hingerichtet - durch den Henker von Leipzig.

Obergerichtsbarkeit:

1428: Der Rath kauft Rubach von Hans, Otto und Heinrich Gevetter Spiegel, Dorf und Vorwerk, mit Ober- und Niedergericht, im Dorfe und Felde und allem Zubehör ... 1458: Erlangung der Gerichte über Hals und Hand in Gertitz.

erste Nennung des Abdeckers:

1493: der Schynnder, mit 34 Pfennig Schoß; erst 1624 ist Hans Dietrich als Besitzer der Delitzscher Scharfrichterei aufgeführt; letzte Hinrichtung durch den Delitzscher Scharfrichter am 16. März 1779.

erste namentliche Nennung des Scharfrichter:

Drei Delinquenten werden 1471 durch den Scharfrichter / Züchtiger Hans Faber (Leipziger Scharfrichter) mit dem Rade zum Tode gebracht; seit 1538: ist der Leipziger SR u.a. auch in Delitzsch tätig.

Gefängnisse:

1475 befand sich am Rathaus die Lauke, ein unterirdisches Gefängnis für gefährliche Verbrecher.

1528: Im unteren Teil des Breiten Thurmes war ein hohes gewölbtes Gefängniß, in welches die Gefangenen mit einer Winde durch eine Öffnung von oben gelassen wurden; 1582: Gewahrsam im Hallischer Turm; 1593: wird der Frohn (Büttel) Georg Malentz vor dem Torwärterhäuschen des Breiten Tores erschossen; nach 1690: Bau der Amtsfrohnfeste, auch als "Landtknechtey" oder "Inquisitoriat" genannt.

Besonderheiten:

Erwähnung des Hundeschläger 1423, des Hundehitzler 1491.

Roitzsch den 28. Oct. 1744 / Acto geschiehet an gewöhnlicher Gerichts-Stelle denen beyden Gerichts-Personen, Hanns George Klöpzigen, Richtern und Christian Siemonen, Schöppen die Bedeutung, daß weiln der Bitterfeldische Feldmeister Rademann sich geweigert, den stipulirten alljährlichen Zins, vor das Abdecken von umgefallenen Viehe, fort zu geben, solchem auch dasselbe nicht weiter von hiesigem Hofe, noch von denen Unterthanen, solle verstattet, sondern das Vieh entweder von Dalitzscher [Delitzscher] oder Zörbiger Schinderknechte gegen Lohn abzuziehen, und die Häute und Dalck dem Hofe zuzueignen, gestalten, wenn der casus existire, solches an mir vorhero solle gemeldet, und dem Guthe fernerer Nachtheil möglichst verhütet werden, wie auch der Pachter dessen verständiget worden.

Merk-Würdigkeiten:

Johannes Capistranus (de Capistrano) ein Mönch Italiens, Barfüßer-Ordens, hielt 1452 in italienischer und lateinischer Sprache öffentliche Reden, die ein Dolmetscher sogleich deutsch wiedergab, mit ungemeiner Wirkung. Karten, Würfel, Bretspiele warf man in seiner Gegenwart in’s Feuer, und selbst Frauen verbrannten ihren üppigen Putz.

          1532: Der religiöse Zwist und Kampf, verbunden mit der Härte der Unterdrückung, erzeugte, hauptsächlich bei dem weiblichen Geschlechte, Geistesschwächen und Verirrungen. Man war genöthigt, sie zu versorgen, vielleicht auch nur gegen die Verweisung zu sichern, und ward deshalb vor dem Halle’schen Thore, dem Hospitale gegenüber, ein eigenes kleines Haus für sie, das Schwärmerhäuschen, aufgeführt.

          1619: 01. April, Johann Richter, ein Badergeselle, welcher die Tochter des Drechslers Martin Schloss unter dem Versprechen der Ehe schwängerte, aber flüchtete, ward ergriffen, und mit der Geschwächten am 01. April in der Kirche, bis dahin ihn der Frohn an der Kette führte, vom Archidiakon Franke ehelich verbunden.