Guillotine

Es ist bekanntlich nachgewiesen, dass der französische Arzt Guillotine nicht der erste Erfinder der Maschine gewesen ist, welche seinen Namen trägt, sondern dass die Art, durch das Fallschwert oder dem sogenannten Diel bzw. der welschen Falle zu köpfen schon in sehr früher Zeit und bereits im 13. Jahrhundert in Anwendung gekommen. Nach alten chronistischen Nachrichten scheinen der letzte Sprössling der Hohenstaufen, Konradin von Schwaben, und sein treuer Leidensgefährte, Friedrich von Osterreich, am 29. Oktober 1269 zu Neapel mit der welschen Falle enthauptet worden zu sein. Auch in Frankreich war in älteren Zeiten der Diel in Gebrauch, aber nach und nach durch das Schwert verdrängt worden. Bei Gelegenheit der Beratungen seines Antrags auf Reform der Strafgesetzgebung machte in der Constituante am 1. Dezember 1789 der Arzt Guillotine den Vorschlag, die sichere Hinrichtungsweise mit dem Diel wieder einzuführen.

 

 

In den „Monatlichen Unterredungen" vom Jahre 1697 beschreibt Tenzel die Diehle oder Köpfmaschine folgendergestalt: „Die Diehle war von Eichenholz, wie ein Zwangstuhl gemacht, hatte auf beiden seiten Grundleisten, auf welchen die Diehle war, unter derselben aber ein scharfschneidend Eisen. Wenn nun der Missethäter auf den Stuhl gebunden war, als ob man ihn zwacken wolle, so ließ der Scharfrichter die Diehle, so an einem Seil hing, herabfallen und stieß ihm mit dem Eisen das Haupt ab“.

Auch in unseren Breiten kannte man den Vorläufer der Guillotine, obwohl in Sachsen sie scheinbar nicht zur Anwendung kam. Dagegen fand man im Rathsarchiv zu Saalfeld a. S. im 18. Jahrhundert in einem alten, schon seit langer Zeit nicht mehr gebrauchten Wandschrank, den man aufbrechen ließ, weil sich kein Schlüssel dazu vorfand, die Statuten der Stadt Saalfeld aus dem 13. Jahrhundert. Es war ein sogenannter Codex rasus und war schön und deutlich geschrieben. Die Aufschrift lautete: „Dytz iß dir Stadtbuch czu Salveld“. Diese Statuten enthalten unter anderem die Worte: „man soll yme den Halz abestoze mit einer winbrechen Diehle“.