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Verschiedene kleinere Funde runden das Bild der Person des Abdeckers/Scharfrichters insoweit ab, da sie es uns erlauben, die menschliche Seite derer - inkl. Umfeld - näher zu betrachten.

Kölleda nach 1636 [30-jähriger Krieg], Caspar Stöpel, Heinrich Hecker, Martin Schwemler und Peter, des hiesigen Scharfrichters Hans Fahners Sohn, giengen zusammen nach Dermsdorf. Daselbst finden sie zwei Chursächß. Soldaten, nehmen sie gefangen, binden sie, schleppen sie in die Sorge, wo hernach die Soldaten umgebracht gefunden worden. Als die Thäter zur Rede gesetzt worden, entschuldigten sie sich damit, daß sie in der Meinung gewesen, es seyen Schwedische Soldaten, sie sie für vogelfrei hielten. 

 

Zum Schlug eine etwas gruselige Erinnerung, die  zugleich den Kostümmalern Anleitung geben kann, wie ein Berliner Scharfrichter vor hundert Jahren [1790] in seiner bürgerlichen Tracht darzustellen sei. Der Scharfrichter Brand erläßt unterm 26. August in den Zeitungen folgende Erklärung: „Es hatder aus Sachsen gebürtige Scharfrichterknecht Karl Francke, ehe er meines Dienstes entledigt worden, mit noch einigen anderen Knechten einen falschen Stempel machen lassen, damit Zeichen für die Hunde gestempelt und mir durch Beihilfe seiner betrügerischen Consorten einen beträchtlichen Schaden verursacht. Dieser Francke ist 22 Jahre alt, mittlerer schmächtiger Statur, länglichen, magern, glatten Angesichts, hat blaue Augen, weißblondes Haar, welche letztere er gemeiniglich durch falsche Haare verstärkt und sie sodann in einem mit seidenem Band bewickelten sogenannten Husarenzopf trägt, und hat sich nach seiner Entlassung von nur mit einem blauen Rock mit weißen, mittelmäßig breiten metallenen Knöpfen, rother scharlachtuchner Weste mit weißen spitzigen Knöpfen und über derselben eine graue Schärpe, gelben ledernen Hosen, Stiefeln und einen dreieckigen Hut bekleidet. Und da ich außerdem in Erfahrung gebracht, daß seine Aufführung überall, wo er gereut hat, sehr schlecht gewesen, so habe ich es für meine Schuldigkeit erachtet, das Publikum und hauptsächlich sämmtliche Herren Scharfrichter für einen dergleichen Bösewicht zu warnen." [Berliner Börsen-Zeitung, 1890, S. 6]

 

Ein silberner Eßlöffel mit dem Namen Carl Wentzel 1818., Stempel L. G. W., ist mir am Freytag, als den 27ten April, aus meinem Hause entwandt worden; bitte daher denjenigen, dem dieser Löffel schon verkauft ist, oder dem er noch zum Verkauf angeboten werden sollte, mir gefälligst Nachricht zu ertheilen; ich werde dankbar u. erkenntlich seyn. / C. H. Wentzel, Scharfrichter. [Stralsundische Zeitung, 01. Mai 1821]

 

In Bezug auf den Tumult zu Jena schreibt die Leipz. Zeitung: Mehrere Studenten sind verwundet, und der Student Buchwald aus Weimar, der durch einen Schlag auf den Kopf eine so gefährliche Wunde erhalten, daß er hat trepanirt [d.h. den Schädel öffnen] werden müssen, soll von den Aerzten als unrettbar erklärt worden seyn. – Nach wiederhergestellter Ruhe soll die Militairabtheilung, wie man sagt, nach Weida abmarschiren, um dort zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei der in einigen Tagen daselbst vorzunehmenden Hinrichtung des, zweier Mordthaten geständigen, beim dasigen Kriminalgericht inhaftirten Scharfrichterknechts G. Oertel aus Möschlitz benutzt zu werden. [Karlsruher Zeitung, 1833]

 

In dem Chemnitzer Anzeiger vom 3. Okt. d. J. steht buchstäblich folgende merkwürdige Danksagung ...: „Mit den tieffsten, ehrfurchtsvollen und zugleich erfreulichsten Gefühlen sage ist heute, bei der von mir am gestrigen Tage erfolgten Hinrichtung der Mörderin Beyer, verehelicht gewesenen Seltner, meinen schuldigsten und aufrichtigsten Dank für die große Achtung, Zuvorkommenheit und Aufmerksamkeit, welche nicht nur von Seiten eines wohllöbl. Justizamts zu Sachsenburg, der ehrwürdigen Geistlichkeit, als auch der achtungswerthen Kummunalgarde, der sämmtlichen hiesigen, mir schätzbaren Einwohner und andern auswärtigen Fremden nicht nur mir, sondern auch meinen Beiständen, Hrn. Johann Konrad Oette aus Meißen, Hrn. Johann Andreas Körtzinger und Herrn Friedrich Louis Otto aus Dresden zu Theil wurde, und ich fühle mich bei meinen Empfindungen um so mehr verpflichtet, bei dieser, von mir vollzogenen ersten Exekution meinen aufrichtigen und herzlichsten Dank allen den verehrungswürdigen Behörden des weltlichen und geistlichen Gerichts , noch mehr aber für den Beweis der Liebe und Achtung, welche uns von der hiesigen Kommunalgarde bei dem Eintritt auf den Exekutionsplatz erwiesen wurde, zu sagen, und die Gefühle meines Herzens sind so bewegt, daß ich sowohl, als meine Herren Beistände nicht unterlassen können, hiermit öffentlichen Dank abzustatten, welchen ich jederzeit auf alle nur mögliche Art zu beweisen suchen werde. / Frankenberg, am 30.Sept. 1835. / Karl Friedrich Fischer, Scharfrichter.

 

Kürzlich wurde zu Coutances eine Hinrichtung durch einen zum ersten Male operierenden Scharfrichter vollzogen. Als derselbe das Blut fließen sah, ward er ohnmächtig, und seitdem er zu sich gekommen, ist er – wahnsinnig. [Offenbacher Wochenblatt 1840]

 

1847: Die „Sächsische Dorfzeitung“ erzählt, wie in Folge der neuerlichen öffentlichen Hinrichtung Strehle’s in Dresden die Kinder daselbst jetzt „Scharfrichter“ spielen und sich darum streiten, ob mehr Muth dazu gehöre, der Scharfrichter oder der arme Sünder zu sein. Das sind die Folgen öffentlicher Hinrichtungen! Wie die unteren Volksclassen dieselben zu betrachten pflegen, davon kann unter Anderm das ein treffendes Zeugniß abgeben, daß den Schreiber dieses, als er Nachmittags vor jener Hinrichtung in Dresden zum Bahnhofe fuhr, der Droschkenkutscher beim Aussteigen fragte: „Sie wollen also nicht zum Feste morgen da bleiben?“

 

Eine merkwürdige Eingabe. Im Jahre 1772 erhielt der Senat zu Hamburg folgendes Memorial um Ertheilung der erledigten Scharfrichterstelle: „Ew. Magnificenz, Hoch- und Wohlweise Herrlichkeiten, geruhen großgeneigt sich vorstellen zu lassen, was maßen ich Endesgesetzter von Jugend auf eine besondere Begierde und Lust, meines Vaters Profession, so Scharfrichter in Kiel, fortzusetzen, bei mir verspüret, auch zu rechtschaffener Erlernung dieser unentbehrlichen Löblichen Profession es an keiner Mühe und Fleiß jemals ermangeln lassen, wie ich denn wegen meines Wohlverhallens anliegendes Attestatum beifügen wollen. Wenn nun anjetzt allhier durch Ableben meines seligen Schwagers, Ismael Asthausen, so meine leibliche Schwester in Ehe gehabt, die Stelle eines Scharfrichters ledig geworden, so habe ich sowohl zum Besten dieser meines seligen Schwagers drei Unmündigen, als welcher Habseligkeit auf der hiesigen Kämmerei zu belegen, und sie ohn Endgeld auferziehen und in allen christlichen Tugenden unterweisen zu lassen, mich hiermit offerire, als weil ich mich zu dieser Vakanz unter allen Candidats in meinem Gewissen am tüchtigsten befinde, wie ich denn schon allhier die Pro- ben davon erwiesen, da ich zu dreienmalen mit dem Schwerte glücklich abgesetzt, auch einmal mit dem Strange, mit aller vornehmer Zuschauer höchster contentement und approbation auf gleiche Weise geknüpft, auch in andern Fällen, sowohl Kleinigkeiten, als Kunstmäßig zu reden, reinlich fegen und zierlich zeichnen, wie auch auf eine geschickte Art die Glieder zu versetzen, als auch in ein und andern schweren und wichtigen Casu, als einen guten Knoten schlagen, gut absetzen, artlich mit dem Rade spielen, nett tranchiren und einem eine gute Hitze abjagen, welches alles der gemeine Mann Staubbesen, Brand-Mark geben, torguiren, Hängen, Köpfen, Rädern und Viertheilen zu nennen pflegt, außerhalb dieser Stadt, ohne Ruhm zu melden, eine besondere Adresse bei mir blicken lassen, hierzu anzugeben, keinen Umgang nehmen möge, mit dem Erbieten, daß ich diejenige Summa Geldes, so mein seliger Schwager, löblichen Angedenken, für seinen Dienst gegeben, sofort bei hiesiger Stadt-Kämmerei zu ertragen bereit und willig bin. Ewr. Magn. Hoch- und Wohl. Herrl. demüthiqst ersuchend, meiner Wenigkeit in Betracht angeführter Capacité und vor mich habenden Merites in Consideration zu ziehen und mir die vakante Stelle großgeeignet zu conferiren. — Und weil sowohl dem ganzen gemeinen Wesen bei Besetzung dieser Stelle mit einem tüchtigen Subjecto höchstens gedienet, als auch dreier armen Waisen Verpflegung und Wohl an dem Employ meiner Person größtentheils hänget, so tröste ich mich einer gewierigen Erhörung."

Ohngeachtet dieser triftigen Vorstellung erhielt nicht dieser verdienstreiche Christ. Albrecht Pickel, sondern ein gewisser Hennings die Stelle mit der Bedingung jedoch, die Wittwe des Verstorbenen zu heirathen. [Blätter für Scherz und Ernst, 1855]

 

1862: April, Se. Maj. der König hat den vormaligen Schullehrer Hermann Thieme in Mylau, welcher an den Maiereignissen im Jahre 1849 sich betheiligt hatte, nachmals aber flüchtig worden war, die straffreie Rückkehr nach Sachsen gestattet. Ebenso hat Se. Maj. dem vormaligen Scharfrichtereibesitzer Herrmann in Budissin, welcher wegen Hochverraths zu einer Strafe verurtheilt, jedoch vor deren Verbüßung flüchtig worden war, straffreie Rückkehr nach Sachsen bewilligt.

 

München, 25. April. Der vom Schwurgericht von Oberbaiern wegen Giftmords (an seiner Frau) zum Tode verurtheilte Wasenmeister Ilg von Taxa [OT Odelzhausen] ist von dem König zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. [Rheinische allgemeine Zeitung, 1870]

 

Das „Berl. Tgbl.“ erzählt; Ein eigenthümliches Verhängniß hat vor einigen Tagen den Kaufmann R. betroffen. Derselbe ist der Sohn des längst verstorbenen Scharfrichters R. [Reindel]. Vor mehreren Jahren nach Berlin gekommen, war er in ein hiesiges Geschäft getreten und hatte es durch Fleiß und Redlichkeit dahin gebracht, daß ihm ein Prinzipal seine Tochter verlobte. Durch irgendwelchen Zufall hat nun der Prinzipal erfahren, wer der Vater seines zukünftigen Schwiegersohnes gewesen, und war so engherzig, das Verlöbniß sofort zu lösen. Da alle Versuche zu einer Verständigung fehlschlugen, hat R. Berlin verlassen.

Ein gleiches Schicksal hatte vor etwa 25 Jahren der berühmte Componist Kücken. Auch er war der Sohn eines Scharfrichters und hatte sich mit der Tochter des Geheimraths v. G. verlobt. Der andere Schwiegersohn des Geheimraths, der Sohn des Kultusministers v. L., hatte in Erfahrung gebracht, daß Kücken der Sohn eines Henkers sei, und brachte es dahin, daß die beabsichtigte Verbindung gelöst wurde. Ja, man ging sogar so weit, dem Componisten 20.000 Thaler Abstandsgeld zu bieten. Dieser nahm das Geld an, übergab es aber sofort den Armen und verließ dann Berlin für immer“. [Der Deutsche Correspondent. (Baltimore, Md.), April 1876]

 

In München ist der Scharfrichter Lorenz Scheller im 65. Lebensjahre verstorben. Scheller war vor einiger Zeit geisteskrank geworden, so daß er in die Irrenanstalt überführt werden mußte. Er litt an Verfolgungswahn und man kann sich wohl vorstellen, von welchen Schreckensgespenstern der irrsinnige Scharfrichter, der so viele Menschen zum Tode gebracht hatte und der sich auch in seinen Wahnvorstellungen stets mit seinen gräßlichen Amtsfunctionen beschäftigte, gemartert wurde. Der Verstorbene hat während seiner Thätigkeit als Henker 72 Hinrichtungen vorgenommen und Veranlassung zur Einführung des Fallschwertes gegeben. [Dresdner Nachrichten, 1880]

 

Herr Scharfrichter Otto Brand in Pfaffroda beehrt uns mit folgender Zuschrift: „Sollte sich die geehrte Redaktion in Zukunft wieder einen Bericht von meinem Amt erlauben, so bitte ich doch mich nicht als Henker zu benennen, wie ich in diesen Tagen in den „Dresdner Nachrichten“ gelesen habe. Ich bin vom Ministerium der Justiz als Landesscharfrichter verpflichtet worden und nicht als Henker. Es wird auch der geehrten Redaktion bekannt sein, daß in Sachsen und den Großherzogthümern durch die Guillotine gerichtet wird und nicht durch den Strang. Hochachtungsvoll zeichnet usw. [Dresdner Nachrichten 1881]

 

Bischofstein (Ostpreußen), 04. Oct., Der hiesige Scharfrichter Walter hat sich dieser Tage erhängt. Walter, dessen Vermögen auf 45.000 M. geschätzt wird, soll diesen Schritt wegen einer verunglückten Spekulation gethan haben, in der er ca. 6.000 M. verlor. [Hermanner Volksblatt. (Hermann, Mo.), 1881]

 

 

Briefkasten. Alter Ab., Gorbitz. „G. und L. behaupten, daß ein zum Tode Verurtheilter, wenn er dem Henker oder Scharfrichter bereits übergeben ist und es gelingt ihm dann noch zu entfliehen, vollständig frei und straflos sei. Ist dem so?“ – Wenn ein Todeskandidat dem Scharfrichter entweicht und nicht wieder eingefangen wird, so muß eben das Köpfen oder Hängen unterbleiben; insoweit haben beide Parteien Recht. Ob aber der arme Sünder schon einmal auf diese Weise sein verwirktes Leben in Sicherheit gebracht hat? Wohl kaum! Nach früherem sächsischen Partikularrecht verjährt der Vollzug der Todesstrafe in 30 Jahren, nach dem Reichsstrafgesetzbuch beträgt die Verjährungsfrist nur noch 20 Jahre. [Dresdner Nachrichten 1887]

 

Der Scharfrichter von Wien, Rudolph Seyfried, wurde zur Polizeibehörde vorgeladen und aufgefordert, den Nachweis über die Berechtigung zur Führung des Adelstitels zu erbringen. Herr Seyfried erklärte, daß er diesen Nachweis durch Dokumente wohl nicht zu liefern vermöge; er wisse nur durch Mittheilungen seines Vaters und Großvaters, daß er adelig sei. Der streitige Fall dürfte durch das Adelsarchiv definitiv erledigt sein. [1887]

P.S. Am 14.02.1892 vermeldet die Zeitung, dass der österreichische Oberscharfrichter Freiherr Rudolph von Seyfried im Alter von 38 Jahren in Wien an der Auszehrung gestorben sei. Dessen Bruder Franz Aloys Freiherr von Seyfried war zu diesem Zeitpunkt Scharfrichter in Sarajevo.

 

Landgericht. Vor der II. Strafkammer als Berufungsinstanz, unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsrath Wolf, wurde gestern gegen den Caviller und Roßschlächter Karl Joseph Boden aus Pirna anderweit verhandelt, nachdem der Angeklagte am 10. Februar d. J. vom Kgl. Schöffengericht in Königstein wegen Forstdiebstahls zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt worden war. Gegen das erstinstanzliche Urtheil hatte Boden Berufung eingelegt, weil er behauptete, schuldlos zu sein … [Dresdner Nachrichten 1888]

 

Prag. Der hiesige Scharfrichter Piperger, der vor Kurzem in Kuttenberg eine Doppelhinrichtung vollzog, ist kurz nach derselben im Alter von 50 Jahren gestorben. Er war schon vor der zweiten Hinrichtung ohnmächtig geworden und hatte dieselbe von seinem Gehülfen vollzogen werden müssen. Der Verstorbene zählt zu den stadtbekanntesten Figuren hierselbst und versuchte sich auch gern in der Schriftstellerei; so veröffentlichte er s. Zt. In einem längst eingegangenen Wiener Lokalblatte seine Momoiren. [März 1888]

 

Echt amerikanisch! Augenscheinlich ganz ernsthaft meldet ein Newyorker Kabeltelegramm, daß in Chicago die „American Executing Compagny“ mit einem Kapital von 25.000 Dollars gegründet wurde. Diese Gesellschaft beabsichtigt die Hinrichtung von Verbrechern in den ganzen Vereinigten Staaten, welches Geschäft bislang den Sherifs oblag, zu übernehmen, und stellt den Aktionären gute Dividenden in Aussicht. [1889]

 

Hamburg. Der Schuhmachergeselle Ahrens, gen. Benthien, welcher im April v. J. den Knaben Steinsatt auf dem Horner Moor ermordete, ist durch den Scharfrichtergehülfen Preuß – in Vertretung des an der Influenza erkrankten Scharfrichters Birk – mittels Fallbeil hingerichtet. [1890]

 

Einen kleinen humoristischen Roman bringt der "Weichselbote" in seinem Anzeigentheil. Dort steht zu lesen: „Meine Verlobung mit Fräulein Paula, Tochter des Herrn Abdecker Karl Krafft, Fischerei Neuenburg, Westpreußen, ist aufgehoben, da die Verlobung im Versehen von mir geschehen ist. Weil Fräulein Paula Krafft Neigung zu einem Schneiderlehrling zeigte und ich dieserhalb Abstand nehme. Weiske, Haltestellen-Vorstehers-Aspirant.“ [1890]

 

 

Der Scharfrichter von Wien, Rudolph von Seyfried, welcher in Brunn a. G. wohnte, ist an der Zuckerruhr [diabetes mellitus] schwer erkrankt und nach Karlsbad gereist, um dort Heilung zu suchen. [August 1891]

 

Durch das „Scharfrichterspiel“, wie sie es nannten, suchten in Wien zwei Knaben, durch die Lektüre des Raubmordprozesses Schneider angeregt, sich die Zeit zu vertreiben. Der eine derselben, ein elfjähriger Bursche, erlitt dabei den Strangulirungstod. [Mai 1892]

 

Braunschweig. Einen blutigen Verlauf nahm ein kindliches „Spiel“, welches halbwüchsige Knaben auf der Zimmerstraße aufführten. Sie spielten nämlich „Scharfrichter und Delinquent“! Dabei schlug der Scharfrichter seinem Partner mit einem Beile vom linken Fuß die große Zehe ab!! Der Knabe, der die Rolle des Scharfrichters so unglücklich zu Ende führte, ist 13, der Verstümmelte 11 Jahre alt. [1893]

 

 

Bromberger Damen haben dem dort in Ausübung seines Metiers thätig gewesenen Magdeburger Scharfrichter Reindel bei seiner Abreise auf dem Bahnhof ein in sattem Roth erstrahlendes Bouquett überreicht. [1894]

Anm.: Hinrichtung des 29jährigen Ernst Hohm zu Bromberg [Bydgoszcz] am 28. März 1894, verurteilt wg. Vergewaltigung und Mord der 3jährigen Tochter des Schuhmachers Gatza.

 

Der bisherige erste Scharfrichtergehilfe Reichhart in Landshut wurde zum Scharfrichter für das Königreich Bayern ernannt. [Mai 1894]

 

Brunn. Kürzlich starb hier der Scharfrichter von Wien, Joseph Seyfried. Der Verstorbene liebte eine gewisse Eleganz in seinem Auftreten und Niemand hätte es dem Manne angesehen, daß er Henker sei. Er sprach auch, so wie sein Bruder und Amtsvorgänger, nicht gerne von seinem traurigen Handwerke. Besonders liebte er die Jagd und – das Zitherspiel, worin er ein Virtuose war. [1894]

 

Polizeibericht, 2. Dezember. Ein bereits mit 4 Jahren Zuchthaus vorbestrafter Abdecker und Knecht, der von mehreren Behörden steckbrieflich verfolgt wird und sich hier unter dem Namen Alexander Battenberg, Leutnant der holländischen Kolonien-Armee, in einem Hotel aufhielt, wurde von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen. In seinem Besitze befanden sich 800 M baares Geld, über dessen Erwerb er angiebt, daß dies ein Werbegeld sei, mit welchem er die Flucht ergriffen habe. [Dresden 1896]

 

Worbis. Ein sogenannter armer Reisender bat dieser Tage in einem hiesigen Hause um eine kleine Gabe. Er erklärte, Scharfrichter zu sein, fände aber in seiner Branche wegen Arbeitsmangels keine Beschäftigung. Seine dann vorgelegten Papierebestätigten diese Angabe. Er war unter dem früheren Scharfrichter Krauts in Berlin erster Gehilfe gewesen und sucht nunmehr auf der Wanderschaft "passende Beschäftigung". [Süd California Deutsche Zeitung. (San Diego, Calif.), 29. Januar 1897]

 

Scharfrichter Reindl’s goldene Hochzeit. Morgen begeht ein Ehepaar in Magdeburg das Jubelfest der goldenen Hochzeit, zu welchem eine ganz besondere Sorte von Ehrengästen geladen ist und erwartet wird. Das Jubel-Paar sind nämlich der in Magdeburg ansässige preußische Scharfrichter Reindl und seine Frau, und als Gäste sind die Scharfrichter-Collegen aus mehreren deutschen Staaten geladen. Die meisten haben die Einladung angenommen und werden erscheinen. [Der Deutsche Correspondent. (Baltimore, Md.), 28. August 1897]

Anm.: Friedrich Wilhelm Reindel, oo 28.08.1847 Auguste Amalie Brose, erhielt zu diesem Anlass neben einem kaiserlichen Glückwunschschreiben die silberne Ehe-Jubiläumsmedaille verliehen.

 

Posen, 22. Februar. … Im Kaisergarten wird vom 1. März ab u.a. eine Artistin auftreten, die eine Tochter des bekannten Scharfrichters Reindel aus Magdeburg ist. [Thorner Presse, 1898]

 

Heiligenstadt. Unter den vor Kurzem in das hiesige Gefängniß transportirten Gefangenen befand sich der Schwiegersohn des Scharfrichters Reindel, ein "schwerer Junge“. Er ist seines Zeichens „Henkersknecht“. [Der Deutsche Beobachter. (New Philadelphia, Ohio), 1898]

 

Zum preußischen Scharfrichter sollte an Stelle des wegen Alters von seinem Amte als Scharfrichter zurückgetretenen Reindel der Roßschlächter Bietendüfel zu Bremen ernannt werden. Bietendüfel war auch bereit, dieses Amt zu übernehmen, allein seine Verwandten wiedersetzten sich dem auf’s Energischste. Um nun nicht von ihnen in den „Bann“ erklärt zu werden, hat Bietendüfel jetzt erklärt, das genannte Amt nicht annehmen zu können. Wer hat jetzt Lust? [Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), April 1898]

 

[Der Scharfrichter als Bräutigam.] Der zukünftige französische Scharfrichter, der Sohn des jetzigen, Franz Josef Deibler, hielt am 5. ds. Hochzeit. Die Ziviltrauung fand in der Bürgermeisterei des 16. Pariser Bezirks statt. Der Bräutigam ist ein junger Manu von 35 Jahren von germanischem Typus, groß und blond. (Die Familie soll bekanntlich aus Schwaben stammen.) Er bringt seiner glücklichen Braut, Frl. Rosalie Rogis, einer hübschen Brünette von 21 Jahren, ehemaligen Zigarrenarbeiterin, die nette Mitgift von 40000 Fr. mit und die Hoffnung auf die Nachfolge im väterlichen Amt, das außer sonstigen Einkünften einen jährlichen Gehalt von 6000 Fr. darbietet. Deibler, der Vater, entwickelte bei dem Feste die vergnügteste Stimmung, um so mehr, als er sich nun in den wohlverdienten Ruhestand zurückzuziehen gedenkt. [Schwäbischer Merkur,  Samstag, 09.04.1898, S. 1]

 

Der letzte Dresdner Scharfrichter und Kaviller, Heinrich Fritzsche, der zwar selbständig nicht, aber wohl als Gehilfe seines Vaters noch an den Hinrichtungen durch dass Schwert in Dresden theilgenommen hat, ist dieser Tage in Cotta in hohem Alter gestorben. Die letzten Hinrichtungen dieser Art wurden Ausgangs der 50er Jahre auf dem Alaunplatz an dem Mörder Schönfelder und an einer Kindesmörderin vollzogen. Daß der Verstorbene überhaupt nicht thätig war, ist wohl darauf zurückzuführen, daß unter der Regierung des seligen Königs Johann Hinrichtungen nicht mehr stattfanden. [Dresdner Nachrichten 1899]

 

Die Scharfrichtertochter. Die 23jährige Tochter Agnes des Scharfrichters Reindel aus Magdeburg, welche sich vor längerer Zeit aus dem elterlichen Hause entfernte und sich seitdem herumtrieb, hatte sich dieser Tage vor dem Schöffengerichte in Köln a. Rh. zu verantworten. Die ungerathene Scharfrichterstochter war von Berlin nach dort gekommen, ohne sich polizeilich anzumelden. Auf einer ihrer nächtlichen Exkursionen lernte sie im Kaisercafé zu Köln einen Diamantenhändler aus Amsterdam kennen, der sie schließlich verhaften ließ unter der Beschuldigung, ihm Diamanten im Werthe von mehreren hunderttausend Mark entwendet zu haben. Im Laufe der Untersuchung stellte sich jedoch die Beschuldigung als unwahr heraus. Die Angeklagte, welche zur Verhandlung in einem blutrothen Kostüm erschien, wurde von der Diebstahlsbeschuldigung auch freigesprochen, doch verurtheilte sie das Gericht wegen Sittenpolizeikontravention zu einer 14 tägigen Haftstrafe. Laut Auskunft der Gerichtsakten war dies die fünfzigste Bestrafung der von ihren Angehörigen verstoßenen Scharfrichterstochter. [1902]

 

Lustiger Studentenstreich. Ein eigenartiger Aufzug bewegte sich dieser Tage durch die Hauptstraßen von Göttingen, Provinz Hannover. Unter den Klängen des Chopin’schen Trauermarsches wurden zwei Musensöhne von ihren Kommilitonen zum Karzer geführt. Die Delinquenten befanden sich gefesselt auf einem von Ochsen gezogenen Leiterwagen. Die Schwere des Verbrechens illustrirte ein in ein blutrothes Gewand gehüllter, mit einem Holzbeil versehener Scharfrichter, der neben mehreren Bütteln auf dem Vorderwagen Platz genommen hatte. In mehreren Droschken wurden die Betten der Verbrecher nachgeführt. Es folgten auf einem Möbelwagen zechende Studienbrüder, die für die anscheinend nicht mehr leistungsfähigen, bedauernswerthen Opfer der gestrengen Universitätsjustitia die Henkersmahlzeit einnahmen. [Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska), 1903]

 

Mühlberg a. d. E., 16. Juni. Der hiesige Abdecker F. und der Fleischer R. aus dem nahen Fichtenberg wurden gestern wegen dringenden Verdachts, sich gegen das Nahrungsmittelgesetz vergangen zu haben, verhaftet. Der Abdecker F. soll dem Fleischer R. Fleisch, das für den menschlichen Genuß ungeeignet war, verkauft und dieser soll es dann zu Wurst verarbeitet oder als Fleisch weiter verkauft haben. R. lieferte Fleisch nach Chemnitz und Berlin. Ein Gehilfe des Abdeckers, der plötzlich entlassen worden war, brachte die Sache zur Anzeige. [Dresdner Nachrichten 1903]

 

 

Wien. Die 44jährige Elisabeth Sellinger, die Wittwe nach dem Scharfrichter Karl Sellinger, die im Markt Fischamend No. 33 eine Wäscherei innehat, ist verhaftet und dem Landgerichte eingeliefert worden. Auf ihr ruht der Verdacht, einen Großdiebstahl verübt und dessen Spur durch Brandlegung verwischt zu haben. Die Verhaftung hat eine etwas romantische Vorgeschichte. [Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.), 1910]

 

Neuhohenlinde b. Oederan. Der sächsische Scharfrichter Brand tritt nach 30jähriger Dienstzeit von seinem Amte zurück. Nachfolger soll sein ältester dreißigjähriger Sohn werden, der schon seit Jahren Gehilfe seines Vaters ist. [Dresdner Nachrichten, April 1913]

 

1920: Das Kommunalisierungsgesetz. Dem Reichsrat ist der Entwurf des Gesetzes über die Kommunalisierung von Wirtschaftsbetrieben zugegangen. Nach § 1 des Entwurfes sollen die Gemeinden ermächtig werden, aus Gründen des öffentlichen Wohls privatwirtschaftliche gewerbsmäßige Unternehmungen, die vorwiegend des Gemeindebezirkes dienen, mit Zustimmung der Reichsregierung gegen angemessene Entschädigung aus der Privatwirtschaft in die Gemeinwirtschaft zu überführen (Kommunalisierung). Vor ihrer Entscheidung hat die Reichsregierung den Reichswirtschaftsrat oder einen von ihm bestellten Ausschuß zu hören. Bei einer Reihe von Unternehmungen bedarf es aber nicht derer Zustimmung der Reichsregierung. Es sind dies nach § 2 folgende Unternehmungen: Oeffentliche Personenbeförderung (mit Ausnahme des Kraftwagen- und Flugverkehrs), Versorgung des Gemeindebezirkes mit Leitungswasser und Gas, Bestattungswesen, Anschlagswesen, Abfuhr, Abdeckereien und Verwertung der gesammelten Abfallstoffe, öffentlich, gewerbsmäßig betriebene Theater-, Lichtspiel- und Schaustellungsunternehmungen aller Art, öffentliche Badeanstalten …

 

 

1930: Dez., Der tschechische Scharfrichter Broumarski wurde seines Amtes enthoben, weil er den Zeitungen Interviews über die letzten zwei Hinrichtungen in der Tschechoslowakei gegeben und sich dabei über seine Funktion in unziemlicher Weise geäußert hatte. Er schilderte die letzten Augenblicke eines Mörders lebhaft und erzählte, er habe 300 Ansichtskarten und zahlreiche Autogramme für Damen unterschreiben müssen und über 6.000 Heiratsanträge erhalten.

 

1932: Sofia, 28. Sept. Bei einem politischen Zusammenstoß in der Zigeunergasse wurde der Scharfrichter Hussein Jasara getötet. Jasara hatte besonders nach dem Sprengstoffattentat auf die Kathedrale im Jahre 1925 zahlreiche Hinrichtungen vollzogen. Der Mörder konnte bisher noch nicht ermittelt werden.

 

1947: Eine Münchner Spruchkammer reihte am 21. August den früheren Scharfrichter Joh. Reichardt, den „Henker von München“, bei 85prozentigem Vermögenseinzug in die Gruppe der Hauptschuldigen ein und verwies ihn auf die Dauer von zehn Jahren in ein Arbeitslager.