Mittweida - Moritzburg - Mügeln - Mühltroff - Mutzschen


Mittweida

Örtlichkeiten:

Das Rochlitzer-, Kalck- oder Galgentor; Galgenberg neben der Rochlitzer Gasse (auch Galgengasse); um 1536, 1563, 1600, 1722 (Neu-)Errichtung des Gerichts; der große Teich beym Gerichte 1698; Pranger auf dem Kirchhofe (1555, neuerrichtet 1609, 1692) und am Rathause (1609) sowie Halseisen; 1618 Neuanfertigung der vor den Brotbänken am Rathaus hängenden Büttelflaschen; Nennung der Marterkammer unterm Rathaus 1677; Neusorge [OT Mittweida] Galgenleithe (1790); 1550, 1553 und 1655 werden Gartendiebe für dem Freybergischen Thor von dem Schnellgalgen durch den Korp in den Teich fallen lassen; Säckung zu Ringethal [OT Mittweida] 1562; Hinrichtung auf dem Markt 1613, 1653.

vor Rochlitzertor Meisterei (Scharfrichterei; abgebrannt 1772; noch erwähnt 1814) mit Schinderbächel (1790), Schinderberg.

erste bekannte Hinrichtung:

1513: ist ein armer Sünder abgethan worden, so George Pollerßen vom Leben zum Todte gebracht; vordem sind verschiedene Totschläge verzeichnet mit Geldstrafen, Seelmessen und Steinsetzung gesühnt.

Obergerichtsbarkeit:

1423: 13. Juli, Kurfürst Friedrich I. verkauft wiederkäuflich der Stadt Mittweida zwei Teile am Stadtgericht  für 600 Rhein fl. Datum Leipzig am Tage S. Margarethae.

erste Nennung des Abdeckers:

1534: … ist um diese Jahres-Zeit eine Seuche unter die Schweine kommen, davon viel darnieder gefallen, und vom Abdecker müssen beyseit gethan werden; Hinrichtungen durch die Scharfrichter aus Altenburg (1549, 1554), Glauchau und Marienberg (1613), Grimma (1643), Roßwein (1653), Zschopau (1700), Zwickau (1736) und Leisnig (1755).

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

Matz Kretschmer, Caviller in Mittweida 1622.

erste Nennung des Scharfrichters:

1699: 16. April, wurden zwei (Brand-)Briefe gefunden von des Scharfrichters Kindern, nebst Schwefel und Lunte auf einem Stabe neben Benedix Bertholdts Acker am Wege Georg Werners Scheunenthor nach Rößchen zu gelegen. Am 18. April war ein Brief oder vielmehr zwei auf Löschpapier geschrieben an dem Kockischer [OT Mittweida] Galgen mit Zwecken angenagelt.

erste namentliche Nennung des Scharfrichters:

1722: 20. Febr., Vollstreckung der Todesstrafe an Johann Michael Herold, gebürtig aus Reichenbach im Vogtland, wegen mehrfachen Diebstahls an der Gerichtsstätte vor dem Rochlitzer Tor durch Erhängen an dem daselbst neu errichteten Galgen durch den hiesigen Scharfrichter Carl Fischer.

Gefängnisse:

vor 1470; des Stadt-Knechts Wohnung im Rochlitzer Thorhaus nach 1498, daselbst seit 1519 der neue Gehorsam, später Frohnfeste), 1508 Erbauung des Gefängnisses (die schöne Elsula genannt) unterm 1505 neuerrichteten Rathaus; im Freiberger Tor wird 1533 der Bürgerliche Gehorsam angelegt; Carcerturm (erbaut 1565); 1609 Erwähnung des bei leichteren Vergehen zur Abstrafung genutzten Hundehauses; 1629 Büttelei.

Besonderheiten:

1568: 09. Nov., hat sich Hanß Lindners LehrKnecht, Probst Hahn von Geringswalde Abends zwischen 7 und 8 Uhr auf den obersten Boden erhencket, und ist vor dem Weberthor bey dem Holtzhauffen von des Cavillers Sohne begraben worden, darob sich gedachten Hanß Lindners Weib dermassen entsetzet, daß sie ein gantzes Jahr gekrancket und darauf Anno 1569 am 20. Nov. gestorben.

1666: 14. Mai, haben die Stadt-Gerichten ein in Unehren erzeigtes Kind, welches Sibylla Wolff Schederichs nachgelassene Tochter eine Hure, umbgebracht, und unter das Bette verstecket, todt gefunden und aufgehoben; die Kinder-Mörderin aber ist zwar gefänglich eingezogen worden, aber bald darauf gestorben und durch den Caviller aus der Bütteley auf einen Karren herauf geführet und in dem Winckel hinter den Freybergischen Kirchthore begraben worden.

Merk-Würdigkeiten:

1568: 26. März, ist Anna Kuhnin unsinnig worden, in der Stadt umbher und mit den Kopf wider die Wände gelauffen, dahero man sie hat anschliessen müssen. Ist 8 Tage zuvor zum Sacrament gegangen, zweymahl gebeichtet und einen Pfennig auf den Altar gelegt.

1574: 31. Dez., ist gestorben Aegidius Wüstner, welcher seines ärgerlichen Lebens halber ohne Christliche Ceremonien und zwar an einen besonderen Ort an die Mauer begraben worden.


Moritzburg

Örtlichkeiten:

der Arme-Sünder-Kirchhof zu Dippelsdorf (OT Moritzburg].

Arme-Sünder-Kirchhof zu Dippelsdorf 1801
Arme-Sünder-Kirchhof zu Dippelsdorf 1801

Mügeln

Örtlichkeiten:

Fehmstätte vor dem Grimmaischen Tor an der Leisniger Straße (letzte Execution 1669 an dem Kirchenräuber Peter Zeuner; Hinrichtung auf dem Mittelanger 1643 (identisch?)); an der Treppe des Rathauses zwei steinerne Flaschen (Schandflaschen); Marterkeller unterhalb des kleinen Schloßhofes (wiederentdeckt 1843); Säckung an der Altmügelnschen Brücke 1619.

Cavillerey im sog. Hacke am Schlagwitzer Weg (genannt 1613), als Schinderey (1637).

erste bekannte Hinrichtung:

1571: Blasius Däwritz wird wegen (gemeinsam mit seiner Mutter Margaretha begangenen) Mordes an seinem Stiefvater nach erhaltener Marter gerädert. Margaretha Däwritz erhängt sich kurz zuvor in der Ratsfrohnfeste im Torhaus des Lommatzscher Tores, welches die "(alte) Grete" genannt.

Obergerichtsbarkeit:

um 1491: hat der hiesige Rath die Gerichte oberst und niederst, schiedweise von dem Bischof [Johann VI von Salhausen] um 5 ßo. jährliche Zinse zu gebrauchen erlanget, was auch unter den nachfolgenden Bischöfen und Churfürsten von Sachsen so geblieben.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

1613: 06. Juli, wird Hans Ruel als ein Störer der Cavillerey hier abgeschafft, hingegen die Cavillerey in den Aemtern Oschatz und Mügeln dem Scharfrichter zu Dresden, Christoph Poltzen, auf Churfürstl. Befehl gegen 1 Nßo. Erbzins von Müglischer Pflege überlassen.

1668: wird der Caviller allhier, Christoph Hayne zu Leisnig, als Meister und Besitzer der hiesigen Cavillerey, und dessen hiesiger Miethe und Pachtleute erwähnt.

Gefängnisse:

Rathsfrohnfeste im Thorhaus ["die (alte) Grete" 1571] Lommatzscher Tor (vormals Oschatzer Tor), Gefängnis unter dem Rathaus (1641); 1838 Neubau der Amtsfrohnfeste an der Ostseite des Schlosses.

Besonderheiten:

1814: wurde das hiesige Schützencorps zu Anfange des Jahres 1814 durch den Amts-Inspector Erttel, als Verwalter der von Oppelschen Gerichte zu Wellerswalde, aufgefordert, bei der auf den 15. April 1814 festgesetzten Hinrichtung des Mörders Fohrholz von Liebschütz, in Ermangelung des vaterländischen Militairs, dessen Dienst zu übernehmen, wobei sich gedachte Compagnie durch Aufrechterhaltung der Ordnung eben so viel Dank, als Verdienst erwarb.

Merk-Würdigkeiten:

1586: 31. Okt., Bischof Johannes IX. von Meißen geschärftes Mandat wider das gebrannte Weinsauffen zu Mügeln, welches er eine sehr schändliche, ja teuflische Gewohnheit nannte. sub dato Rugethal, den letzten Octobris.

Abdeckerzeitung vom 01.01.1928
Abdeckerzeitung vom 01.01.1928

Mühltroff

Örtlichkeiten:

Galgen west. der Stadt; Meisterei, Schindanger und Schindhübel östl.; Galgenleithe bei Rodau [OT von Leubnitz]

erste bekannte Hinrichtung:

1614: wurden allhier 2 Pferde-Diebe, Namens Hannß Schober und Hannß Rense durchs Schwerd hingerichtet, als in welche Straffe der zuerkannte Strang von hiesiger Herrschafft gemildert wurde.

Obergerichtsbarkeit:

1436: 04. März, Friedrich Landgrave In Dorungen veräußert Mühltroff an Ulrich und Nicol Sacke mit allen Dörfern Zinsen, Renten, Diensten, Beten, Pflichten, Aeckern, Wiesen, Gewässern, Wasserläufen, Mühlen, Teichen, Fischereien, Wäldern, Hölzern, mit allen Gerichten „obersten und niedersten“, … weil es von sollicher mancherlei veranderung der versatzung als von langen Jaren von eyme zu dem andern vaste uffsiege und erhounge geschen sint und auch daby faste buwefellig und daz gericht vaste wuste worden. Gegeben zcu Wymar [Weimar] Am Sontage Reminiscere.

erste namentliche Nennung des Schinders:

Mühltroffer Kirchenbücher Geburtsregister: 1609 (3): Des schinders Sohn Valentinus in der Abrosii. 4. Aprilis.


Mutzschen

Örtlichkeiten:

Abdeckerei Bahnhofstr. vor 1822 bis Mitte des 20. Jhs.

Abdeckerei Mutschen 1822
Abdeckerei Mutschen 1822