Freiberg - Frohburg - Geithain - Geyer - Glauchau - Görlitz


Freiberg

Örtlichkeiten:

1156/1161: Die Kirche zu S. Petri lieget an den höchsten Ort der Stadt / und soll zuvorhin ehe das Bergwerck und die Stadt Freybergk auffkommen / solcher Ort gantz wüste / und eine Gerichtsstatt gewesen seyn.

Flurnamen: Der Galgenberg heißt der nach der Stadt zu gelegene nordwestliche Abhang; der Name ist gebräuchlicher als der Name für die ganze Anhöhe. Bekannt ist zudem der Rabensteiner oder Gerichtsteich [zur Säckung vor dem Peterstor], das Scharfrichterfeld und als Wasenplatz der Viehanger [Erwähnung des Schindangers 1499]; zudem die Abdeckereien zum jungen roten Löwen und im Rosenkranz ... Das Hochgericht mit Galgen und Rad (s. Forstweg, Galgenweg; südl. Richtung Brand-Erbisdorf) diente zum Erhängen der Verbrecher.

Der Pranger mit seinen eisernen Halsringen war an dem Rathhausthurm befestigt; durch Umhängen der gegen 30 Pfund wiegenden Prangersteine oder „Büttelflaschen“ konnte die Prangerstrafe noch sehr erschwert werden (für zänkische Weiber).

um 1410: D. b. l. v. [Dy burger hat lassen vorczelen] u. s. h. [uff synen hals] Frau. Hirten (Maurer), umbe daz daz er den burger ungehorsam ist gewest und wolde nicht den galgen heben [Erneuerung?] als ander bruewer.

1412: Nennung der Schuppe [s.u.].

vor 1546: Erwähnung des Kavillerturms.

1577: Der Rat zu Freiberg beschließt, zur Bestrafung und Verweisung leichtfertiger Dirnen, „man soll ein hölzernes Gegitter auf den Obermarkt setzen lassen und die Maide hineinsperren und eine Stunde darin sitzen lassen; darnach soll man ihnen eine Schütte Stroh aufbinden und sie damit nauspaucken“. Bekannt wird dieses als Hurengitter bzw. Vogelbauer, in welchem die Sünderinnen dem Spotte des Mobs preisgegeben waren.

1632: ward, ein hoher Esel auf den Obermarkt gestellt, auf den die Verbrecher gesetzt wurden Diesen Ort "zierte" zwei Jahre später eine hölzerne Prangersäule.

1711: 02. Nov., Registratura die Reparirung des hiesigen Galgengerichts betreffend …

erste bekannte Hinrichtung:

1292: König Adolf läßt nach Belagerung und Einnahme der Stadt (zwischen 23. Jan bis 19. Febr.) sechzig Mann der Besatzung hinrichten.

Obergerichtsbarkeit:

1255: 06. Juli, Heinrich "der Erlauchte" Markgraf von Meißen bestätigt die Rechte der Stadt Freiberg und der Bergleute und überträgt die gesammte Gerichtsbarkeit in der Stadt Freiberg und auf den Gebirgen dem Vogt, den Vierundzwanzig und den Bürgern zu Freiberg.

1294: 27. Mai, Erweiterung der eigenen Gerichtsbarkeit zu einer landesherrlichen Gerichtsbarkeit durch Friedrich I. Markgraf von Meißen.

vor 1438: Das Freiberger Stadtrecht wird auch auf andere Städte des Markgrafentums Meißen angewandt, auch war hier der Obergerichtshof angesiedelt.

Mit Ende 1853 ging die städtische Gerichtsbarkeit durch Vertrag an den Staat über.

erste Nennung des henger:

nach 1410 D. b. l. v. N. Hoberg und Arkenhans u. i. h., umbe daz daz sye gewerren gemacht habin und den henger und seynen knecht mit steynen geworfen haben, dovon der stad moechte ungelympen komen.

1493: Per Verordnung wird der Dresdner Scharfrichter zur Hantierung u.a. auch nach Freiberg beordert, seit 1538 der Leipziger Scharfrichter; ältestes Abdeckereiprivileg vom 07.12.1556.

erste namentliche Nennung des Scharfrichter:

vor 1500: Schinderfibs, Nyclas, FN fraglich, evlt. in Verbindung mit Berufsbezeichnung.

Die Freiberger Ratsrechnungen verzeichnen u.a. (wiederkehrend, als Besoldung) das Henkergeld in Höhe von 8 fl.

Gefängnisse:

Beim Neubau des Rathauses 1410-1416 befinden sich in den Kellerräumen drei kleine Gefängniszellen, ebenso die Marterkammer. Hinter dem Rathaus befand sich die Stadtfrohnfeste (Stockhaus), vermutet schon vor 1300. Erwähnt um 1405 wird jedenfalls der botel [Büttel], des botils Hwse um 1410 bzw. die Bütteley 1599.

um 1390: D. b. h. l. v. Tannenrys (erscheint in einem Verzeichnis der Schneider von etwa 1382) u. s. h., d. d. sy yn umbe das phenningbesnyden us dem gefengniße lyßen.

1572: Nennung des "hundeloch".

Besonderheiten:

Mitten auff dem [Ober-]Marckt lieget ein viereckichter breiter Stein / an dem Orte / da man Cuntz von Kauffung Anno 1455 enthäuptet . ... Dieser Stein wird für ein heimliches Signum und Zeichen gerechnet / das einer wissen müsse / der zu Freybergk will gewesen seyn.

1489: ... stand nicht weit von diesem Peterstor [Nahe Chemnitzer Str.] ... ein Roland / sampt den Königlichen Dennemärckischen / ChurSächsischen / und der StadtWapen in steinerne Schilde eingehawen. Der Roland bestand bis zum 30jährigen Krieg. An dessen Stelle steht heute das Schweden-Denkmal.

1525: 09. Jan., ist in Freyberg am Untermarckte ein Knabe untern schindern auf den Kopf gefallen, davon er alsobald todt blieben.

1892: Juni, wurden beim Grundgraben in der Nähe des sogen. „Siechhauses“ an der Olbernhauerstraße in dem ehemal. Garten desselben die Gebeine von drei dort Begrabenen  aufgefunden. Hier war die einstige Begräbnisstelle für Selbstmörder.

Merk-Würdigkeiten:

[1470]: Der Rath gestattet den Schustern, das Leder vom Schinder zu kaufen.

Item den schustern ist zuzugeben das leder von dem schinder zu kauffen deme handwerge zu gute und deme armut, und sullen nicht mehir dannne j. gr. hocher muntcz uffs ledir setczen. Dorkegen sullen sii sich rusten und zcweyer schutczen mehir halden, wenne das nod sein wirdet, danne vor, addir dornoch der rath irkennet.

1552: 18. Juli, erstach Veit Koller, ein Bauer aus Großschirma, seinen Nachbar und Freund, mit dem er in einem Bierhause zu Freyberg spielte und in Streit gerieth. Er wurde ein Paar Tage darauf enthauptet und mit dem Erschlagenen in ein Grab gelegt.

um 1556: Jacob Beßler, welcher das Moritzmonument [Freigrab im Dom St. Marien zu Freiberg] beraubt hatte, wird nach Urteil des Hofgerichts zu Wittenberg zum Tod durch das Schwert und hernacher mit dem Rad verurteilt.

Lexika:

Die Strafe der Schuppe (auch Schandkorb) bestand darin, daß der Verurteilte gezwungen wurde, in einen Korb zu steigen, welcher am Ende eines langen chausseebaumähnlichen Balkens über einem Wassertümpel aufgehängt war, worauf sie zum Ergötzen des umstehenden Publicums aus dem Korbe ins Wasser „geschnellt wurde, aus dem er/sie sich selbst herausarbeiten mußte. Mehrfach wird davon berichtet.

Scharfrichterei Freiberg 1854
Scharfrichterei Freiberg 1854

Frohburg

Örtlichkeiten:

Galgenteiche bei Rüdigsdorf.

Scharfrichterei zu Frohburg in der Nähe des Eisenberges (teilweise abgebrannt 1854, geht das Gut 1875/76 für 54.750 Mark in den Besitz der Gemeinde über).

Obergerichtsbarkeit:

Königl. Gerichtsamt in Frohburg für die Rittergüter Frohburg, Kleineschefeld, Gnandstein sowie Kohren seit Juni 1856.

erste namentliche Nennung des Scharfrichter:

Johann Erhard Paul Müller, SR in Frohburg (* Geithain 01.10.1759).

Gefängnis:

Amtsgefängnis bzw. Arrestlokal.

Besonderheiten:

Bekanntmachung. Von den Gesetzsammlungen für das Königreich Sachsen ist das 15te Stück erschienen und enhält ... / 24) Rescript der Landesregierung an die Gerichte zu Frohburg, das Kuriren der Scharfrichter betreffend; Dresden, am 10. July 1828.

Merk-Würdigkeiten:

1852: sind wegen beabsichtigter Ehescheidung von dem Pfarramte zu Frohburg 5 Sühnezeugnisse ausgestellt worden [betr. Kirchenbuße].


Geithain

Örtlichkeiten:

Stogkwiese (1454; 1529: St.-Niclas-Wiese), Gericht [Galgen] bei der Hutweide (1529).

Obergerichtsbarkeit:

1467: 07. Okt., Verpachtung des Obergerichts an die Stadt Geithain durch Ernst Kurfürst und Herzog Albrecht von Sachsen für zehn Groschen jährlich. Was außerhalb des „Wichbilde“ vorfällt, wird vom Amt Rochlitz entschieden.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

Schulze, Heinrich, um 1595 Abdecker in Geithain, + vor 1600

Gefängnisse:

1474: findet die Stogkhuß-Wiese im Stadtbuch Erwähnung.

Besonderheiten:

1658: Die Stadtrechnung zu Rochlitz vermerkt: "7 gr. 6 Pf. des Cavillers Sohn von Colditz, welcher sich mit den hiesigen Cavillern Sohn Daniel Schultzen gezanket und endlich Schulzen mit einem Krug auf den Kopf geschlagen. - 24 gr. Daniel Schultzen, welcher zu solchem Zank anfangs Uhrsach gegeben".

1760: 22. Sept., … Mit der Nachrichterfamilie Pietzsch verbindet sich die Scharfrichterfamilie Sinz. Sie ist aus Geithain zugezogen, wo Johann Gottlieb Sinz Feldmeister war ... Sein Sohn Johann Gotthelf Sinz wird Feldmeister in Hohnstein und heiratet dort sozusagen ein. Er läßt sich mit der Witwe Johanne Eleonore des vorigen Feldmeisters Pietzsch am 22. September 1760 zu Hohnstein trauen.


Geyer

Örtlichkeiten:

1571-72: Ausgaben der Stadt, darunter … 3 Gr. vom Pranger aufzurichten; Galgenberg südl. von Geyer.

Obergerichtsbarkeit:

1472: Friedrich Planck, Vogt zum Scharfenstein, berichtet an den Kurfürsten: ... daß sie Morner zum Geyer in Gefängniß gebracht hätten, weil er Michel Thile verrathen habe, und baten mich um Rath. … Auf schierst habe ich den Morner [zu Scharfenstein] von den zum Geyer gefordert [peinlich befragt] … Die von Geyer sind jetzund bei uns gewesen und haben uns berichtet, daß die Obergerichte ihr seien, denn sie hätten nächst einen gehangen und sonst auch vorhin mehr gerichtet ... Wir fügen euch zu wissen, daß wir den Morner haben lassen versuchen mit dem Henker, also hat er etzliche Sachen bekannt, sind wir in Meinung, denselben Morner morgen früh baß zu versuchen und darnach ihm sein Recht zu thun, als er verdienet hat …

Gefängnis:

1704-05: Unter den Ausgaben der Stadt entfallen 10 Gr. auf die Frohnfeste.

Besonderheiten:

1564: 14. Sept., Schreiben des Rathes zu Geyer an den Schösser von Wolkenstein: … Wollen Euch nicht verhalten, daß nach Bericht unserer ältesten Leute bei uns alles dem Scharfrichter auf S. Annaberg vor andern haben zukommen lassen, welcher auch auf ein Eil und näher zu bekommen, denn der Abdecker auf dem Wolkenstein, möchten ihm deshalb auch alles gefallene Vieh wie vor Alters ferner gönnen.

Merk-Würdigkeiten:

1536: 25. Nov., Der Rath zu Geyer zeigt dem Hauptmann zu Wolkenstein, Balzer von Weidebach an, das der hiesige Pfarrer die lutherischen Communicanten nicht auf dem Kirchhofe – damals dem einzigen Begräbnißplatz zu Geyer – beerdigen lässt.


Glauchau

Örtlichkeiten:

1525: stand auf dem Markt die uralte sorbische Gerichtslinde und war mit dem Halseisen (Pranger) versehen; 1594: Erneuerung des Galgens; 1706: 15. Juli, wurde ein neuer Schnellgalgen auf dem Markte zugelegt und aufgesetzt [betr. Militärgerichtsbarkeit];
1777: Nennung der Marterkammer im Schloß; Galgenberg bei Reinholdshain.

Man rühmte sich früher, daß die Stadt, gleich Rom und Jerusalem, auf sieben Hügeln sich erbaue. Als dieselben bezeichnete man: den Gründel-, Schloss-, Stadt-, Meisterhaus-, Gottesacker- oder Töpfer-, Kupfer- und Meisterberg, der letzte nach der Meisterei (Scharfrichterei) benannt.

Vor der Oberstadt [Zwickauer Str. bzw. die Häuser am Kreuzgraben] lag das Gericht (auch Schinderschleife) eine 6 Fuß hoch aufgemauerte Bühne, wo die Strafe der Enthauptung vorgenommen wurde. Dasselbe war noch in den 1860er Jahren gegenüber dem unteren (nördlichen) Theile der Lichtensteiner Straße vorhanden.

erste bekannte Hinrichtung:

1288: Nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten (+ 15.02.1288) erhob sich in seinem Land viel Raub und Plackerei, besonders machten die osterländischen Raubritter Land und Straßen unsicher ... kommen die Brüder Friedrich I. „der Freidige“ und Dietzmann Markgrafen von Meißen nebst den Bischöfen von Naumburg, Meißen und Merseburg und einige Dynasten am 15. Dezember in Grimma zusammen, um über die Aufrechterhaltung des Landfriedens zu berathen und zum Einschreiten gegen diese Ruhestörer sich zu besprechen. Es wurden nun einzelnen Edeln die Execution gegen die Räuber übertragen, und für die Glauchauer Gegend Anarch von Waldenburg damit betraut.

Obergerichtsbarkeit:

1505: Die Obergerichtsbarkeit überließ aber die Stadt (Meerane; wohl aus Geldmangel) der Herrschaft von Glauchau, nachdem dieselbe unter der Vormundschaft der Anna Gratiosa von Schönburg Sich erboten, die Kosten zur Enthauptung eines gewissen Simon Schmidt herzugeben.

erste Nennung des Henkers:

1519: sind die Henker und Schinder in Herzog Georg des Bärtigen Lande alle verbrannt worden, weil sie die Weiden vergiftet und das Vieh gesterbt haben sollen. In Waldenburg wurden auf Ernst d. J. von Schönburg Befehl auch ihrer 7 aus dem Schönburgischen verbrannt.

erste namentliche Nennung des Scharfrichter:

1520: Amtsbuch, kauft der Schinder Kaspar Spiegel die Schinderei in der Vorstadt für 40 n. Sch. von Maurus Reichardt.

Gefängnisse:

1462: ließen die Herren von Schönburg Veit II. und Friedrich IX., beide streng katholisch, zu Glauchau viele Anhänger der hussitischen Lehren als Ketzer bestrafen. Sie wurden mit Gefängniß und harter Qual (Tortur) belegt, da man doch nichts auf sie bringen konnte, als daß sie es mehr mit den Hussiten, als mit den Mönchen gehalten.

1699: Der Thurm des Mitteltores dient als Frohnfeste [an der Nikolaibrücke, nördl. des Marktes]. 1719 wohnten darin der Stadtknecht und Nachtwächter; genannt auch 1745.

1700: 01. März, wurde der Regierungssekretär Haubold Lochner wegen Unterschleifs [Schmuggel] auf’s Schloss gebracht und von 4 bis 6 Bürgern bewacht.

Besonderheiten:

1527: … Was Luther fürchtete, daß der Aufruhr dem Evangelio großen Schaden zufügen würde, traf bei Ernst von Schönburg ein. In Folge des Bauernkrieges wurde er nur noch feindseliger gegen die Reformation gesinnt. Hatte er doch auch hierin seinen Herrn und Freund, Georg den Bärtigen, zum Vorbild. … so verfuhr Ernst gegen den Küster zu Ponitz, Georg Droßdorf. Der beklagenswerte Mann hatte 1527 in Stellvertretung des Pfarrers eine lutherische Predigt vorgelesen. Ernst, der es erfuhr, ließ ihn mit gewaffneter Hand nach Glauchau führen, ihm die Ohren ab- und ein Stück aus dem Backen schneiden und die Zunge an den Pranger an der noch auf dem Markte stehenden Gerichtslinde annageln und ihn des Landes verweisen.

1613: Am 18. August sind 2 Personen, als Caspar Richter, ein Leinweber und Ehemann, und Martha, Hannß Herfaharts Ehefrau von Geringswalde, deren Mann allhier bei Hanß Seiferten für einen Gesellen gearbeitet, um Ehebruchs willen auf öffentlichem Markte mit dem Schwert hingerichtet, jener durch den Scharfrichter von Glauchau, diese aber durch den Meister von Marienberg und hat dieser peinliche Gerichtsprozeß dem Rathe über 39 Rßo. gekostet.

1696: 04. Aug., früh zwischen 9 – 10 Uhr, wurde auf dem Markte enthauptet Anna Elisabeth Fritzsche, eines Scharfrichters Tochter und des hiesigen Scharfrichters, der sie jedenfalls zu richten hatte, Freundin, die zu Zwickau bei der Frau Meyerin gedient und sie bestohlen; sie war erst 17 Jahre alt.

1741: 24. April, wurde ein Henkersknecht aus Meerane wegen Diebstahls gemartert. Er gestand jedoch nicht.

1768: Nennung des Armesünderglöckchen.

1800: 13. April, in der Nacht des ersten Osterfeiertages, brannten in Wernsdorf Pfarre, Schule und Schäferei nieder. Das Feuer hatte wahrscheinlich ein Scharfrichterknecht, der wegen Bettelns ins Gefängniß gesetzt und Tags zuvor entlassen worden war, angelegt.

Merk-Würdigkeiten:

1587: 22. Juli, erhing sich des Pfarrers Joh. Molitor zu Lobsdorf [östl. Glauchau] Magd an einer Weide. Der Scharfrichter schnitt sie ab und begrub sie unter dem Galgen.

1604: 02. Juni, wurde Johann Georg von Maltitz auf dem Markt zu Glauchau mit dem Schwerte hingerichtet, weil er verschiedene Verbrechen, auch einen Mord an Adam Filberg begangen. Da er sich aber bekehrte, wurde er christlich zur Erde bestattet und ihm auch vom Sup. M. Hammer eine Leichenpredigt gehalten.

1713: 16. Mai, sollte ein Dieb, mit Namen Hans Veit, gehängt werden; es war auch schon seinethalben der Galgen neu aufgebaut worden. Aber als der Tag kam, da kam Geld an, und nun geschah es nicht. „So wurde er“, sagt der Berichterstatter, „im Beutel gehängt“.

 

1772: Hungersnot … Der unglaubliche Hunger vermochte selbst Viele Erde zu essen und, gezwungen vom Geschrei ihrer Kinder, nach Nahrung, gefallenes Vieh vom Schindanger zu holen … Vom 1. Januar bis 16. Mai starben in Sachsen 90.000 Menschen.

Galgenberg bei Reinholdshain 1798
Galgenberg bei Reinholdshain 1798

Görlitz

Örtlichkeiten:

Errichtung eines Galgens 1386; 1399: Erwähnung des Halseisen by sente Niclos tor; Pranger 1406; 1408: Richtstätte an dem Halse; 1419: Arbeiten am Galgen [Keffer]; 1432: Galgen an der Neiße nebst bei der Capelle bei der Goldgrube (diese wurde erst 1477 angelegt), Galgengasse (heute Rothenburger Str.), nach erneuter Überschwemmung 1442 Verlegung und Neubau eines nunmehr steinernen Galgens auf Jacob Büttners Vorwerk; 1468: Enthauptung von Aufrührern auf dem Markt, 1518 vor dem Reichenbacher Tor; 1540: 23. März, Hinrichtung auf der Viehweide (mit dem Schwert), der Hofearbeit wegen; 1633: 21. Nov., Erschiessung im Zwinger.

1571: Errichtung des Wohnung des Henkers am Finstertor in der Nikolaivorstadt; hatte zuvor Wohnung "bei der Mauer".Mehrfach sind Reparaturen bzw. Erweiterungen an des Büttels und des Henkers Haus gleichzeitig aufgeführt, was eine örtliche Nähe derer beiden Häuser erkennen lässt. Der hoher verfügte über ein eigenes Badestübchen 1377; Nennung des hengers huse auch 1399 ff., der Henkery (1428); um 1850 Scharfrichter Neugasse 1003; Scharfrichterei/Kavillerei 1864 Armesündergasse 8, späterhin Finsterthorstraße.

erste bekannte Hinrichtung:

1376: 09. Febr., den di ougen usgebrochen worin, 24 gr. pro vino et cerevisia

Obergerichtsbarkeit:

Erlaubnis zum Strafen und Richten nach Stadtrecht vom 17. August 1373 durch Kaiser Karl IV.; Verleihung des Gleichen am 04. März 1389 durch Johann Herzog von Görlitz.

1562: 12. März, Die Oberlausitzer Ritterschaft erhält zugleich mit den Sechsstädten in einem Privileg die Obergerichtsbarkeit.

erste Nennung des Scharfrichters:

1376: 28. Mai, dem hoher, daz her eyn hink und vorsuchte, der weyt gestolin hat; weitere Nennungen als zuchteger, zuchtiger, zuchtegir, Tortori, zuchteger, zochteger, züchtiger, hencker, henger, tortor, henker, henkir, nochrichter, zochtiger, zöchtiger, nachrichter, hengir, nochrichtir,

erste namentliche Nennung des Scharfrichter:

1416: Meister Hazen, das her Czamak, Cristoff unde Engilmar gehangen, gemartert hot, 1 sch.

Gefängnisse:

Erwähnung des stog am 09. Febr. 1376, des bothils hus am 14. Mai und des bothil am 28. Mai gleichen Jahres; Erneuerung des gevencnisses 1390, Vrouwensteyn [der zimmerman] wird Ende 1407 mit dem Bau eines neuen Stockes betraut; 1393: Nennung des anderm gefencknisse, 1406: der cluse (auch 1408, 1414 - nahe des Nikolaiturmes) und des turmes (Neißeturm) bzw. in Mehrzahl (off den törmen) 1416; Reichinbacher Thorm (1428, 1429); schultkamer (Schuldkammer) 1429, 1432, 1540; Nikolaiturm (1589); 1589: Verlegung der Büttelei vom Finstertor in die Stadt.

Besonderheiten:

1383: 11. April, erstmalige Erwähnung des Hundeschlägers als Exducenti canes bzw. heczil / heczeil (seit 1399 mehrfach), hundeheczil (1416, 1419, 1429, 1435), hundisloer (seit 1427 vielfach), hundislohir (1430), hezeler (1433) und des Exducenti caderva (Totengräber; seit 1391 vielfach).

1392: 13. Juni, Der Totengräber bestattet die Leichen von fünf Enthaupteten, gleichfalls einen im Nov. d.J., und 1399. In enger Zusammenarbeit mit dem Hundeschläger begrub er die toten Hunde außerhalb der Stadt, so 1399.

1406: Nennung des henkers meyde (meretrices = Freudenmädchen, Prostituierte), wohl als Aufsichtsperson.